Zeckenprophylaxe

Möglichkeiten zum Schutz der Hundegesundheit

14. Mai 2023 • 7 Minuten Lesedauer 

Sobald die Temperaturen minimal steigen sind sie wieder da - Zecken. Und mit ihnen die Angst vor übertragbaren Infektionskrankheiten. Ein präsentes & brisantes Thema unter Hundehaltern. Welche Möglichkeiten bieten Schulmedizin und Naturheilkunde? Welche Maßnahmen zur Zeckenprophylaxe sind sinnvoll und welche Risiken gilt es abzuwägen?

Zecken lieben Wärme & Feuchtigkeit. Sie werden ab 7 Grad aktiv und besonders an Regentagen. Ein heißer, trockener Sommer führt zu weniger Zecken. Als Reaktion auf den globalen Klimawandel sind Zecken zunehmend ganzjährig aktiv. Zecken finden sich vor allem in den Randbereichen des Waldes, an Bachrändern, in Gebüschen oder hohem Gras. 

Sie können Übertrager von ernsthaften Infektionskrankheiten sein wie Borreliose, Anaplasmose, Babesiose und Ehrlichiose. Der Verlauf kann unauffällig sein, zu chronischen Symptomen und unbehandelt zum Tod führen.

Zecken lauern oder sie bewegen sich aktiv auf ihren Wirt zu. Durch das sogenannte Haller-Organ an den Vorderbeinen können sie Stoffwechselprodukte, Körperwärme und Bewegung wahrnehmen. Die Ektoparasiten ernähren sich vom Blut ihres Wirtes. 

Sie stechen in der Regel nicht direkt zu, sondern suchen stundenlang die richtige Bissstelle mit guter Blutversorgung und dünner Haut am Hundekörper. Beliebte Bisstellen sind die Ohrränder, unter den Achseln, an der Schnauze, nahe der Augen, zwischen den Schenkeln und hinter den Ohren. Sie haben eine Saugzeit von 2-10 Tagen. Fällt eine vollgesaugte Zecke vom Hund ab, war sie also mindestens 2 Tage auf deinem Hund.


Die häufigsten Zeckenarten

Der gemeine Holzbock ist die häufigste Hundezecke in Mitteleuropa. Du erkennst sie an ihrem schwarzen Rückenschild. Ein infizierter Holzbock überträgt ab 16-24 h Saugzeit vor allem Erreger der Borreliose und Anaplasmose. Der Holzbock lauert auf seinen Wirt.
Die Auwaldzecke hat einen gemusterten, braunen Körper. Sie ist die zweithäufiste Zeckenart und kann Erreger der Babesiose ab 8-24 h Saugzeit übertragen. Der Auwaldzecke reichen 4 Grad aus, um aktiv zu werden. Sie bewegt sich aktiv auf ihren Wirt zu.


Wie hoch ist das Risiko einer Infektion?

Nicht alle Zecken sind mit Erregern infiziert und der Stich einer infizierten Zecke führt nicht automatisch dazu, dass der Hund erkrankt. Ein intaktes Immunsystem ist in der Lage die Erreger in Schach zu halten. In einer Langzeitstudie in Hannover wurde über 15 Jahre die Prävalenz untersucht. 2020 mit folgendem Ergebnis:

  • 25,5 % der Zecken waren mit Borrelien infiziert,¹
  • 3 % mit Anaplasmen.²


Eine Studie aus Bayern ergab 2013 eine Prävalenz von 0,3 % der mit Babesien infizierten Zecken.³




Schauen wir uns die Möglichkeiten der Schulmedizin und der Naturheilkunde zur Zeckenprophylaxe gemeinsam an. 


Möglichkeiten der Schulmedizin

Chemische Antiparasitika gibt es in Form von Tabletten zur innerlichen Anwendung, Spot Ons oder Halsbändern.

Bravecto, Nexgard, Simparica

Die Schulmedizin bietet mit Bravecto, Nexgard und Simparica drei verschreibungspflichtige Medikamente. Auch wenn diese Mittel so aussehen wie ein harmloses Leckerli, es sind keine Bonbons! Hochpotente Wirkstoffe bergen immer ein Risiko für teilweise immense Nebenwirkungen. Diese treten nicht bei jedem Hund auf und auch nicht unbedingt bei der ersten Gabe, doch es lohnt sich diese zu reflektieren. Zudem müssen Medikamente immer über die Leber verstoffwechselt werden. Jeder Stoff der zugeführt wird, ob beispielsweise regelmäßige Wurmkuren oder Antiparasitika, erhöht die Belastung für den Organismus.

Wichtig zu wissen Die Produkte halten die Zecke nicht vom Hund fern. Die Zecke muss das Blut des Hundes saugen, um tödliches Gift aufzunehmen, welches als Neurotoxin auf das Nervensystems der Zecke wirkt. Ist das sinnvoll? Bei Bravecto dauert es bspw. 8-12 h nach Anheftung der Zecke bis die Wirkung eintritt. Aufgrund des Zeitfensters ist eine Übertragung von Infektionskrankheiten nicht ausgeschlossen!

Nebenwirkungen

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Appetitlosigkeit
  • Lethargie
  • Juckreiz
  • Hautausschlag
  • Schwindel
  • Zittern
  • neurologische Probleme
  • Leber- und Nierenprobleme
  • allergische Reaktionen.


Insbesondere wenn der Hund das Präparat in regelmäßigen Abständen bekommt, ist die Gefahr von Nebenwirkungen erhöht. Das empfohlene Verabreichungsintervall der Hersteller gilt für eine als wirksam festgelegte Dosis. Zu dem Zeitpunkt ist aber immer noch Wirkstoff im Hundekörper enthalten.

Bravecto ist, wegen der Vielzahl gemeldeter unerwünschter Arzneimittelwirkungen, bereits seit der Zulassung 2014 unter verstärkter Beobachtung bei der EMA (Europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen). Seither erfolgten 24.291 Meldungen für Hunde und es liegen 3.671 Todesfälle vor.⁴ Auch Nexgard & Simparica werden überwacht.


Chemische Antiparasitika in Form von Spot Ons wie Frontline und Advantix gibt es rezeptfrei im Handel. Auch diese Produkte bringen das Risiko von gesundheitlichen Einschränkungen für den Hund mit sich. Es sind folgende Nebenwirkungen bekannt: Reizungen an der Anwendungsstelle (Juckreiz, Haarausfall, Rötungen und auch Hot Spots!), allergische Reaktionen, Lethargie, Durchfall, Erbrechen, Unruhe sowie neurologische Probleme.


Für Scalibor und Seresto-Halsbänder wird der Wirkstoff Pyrethroid verwendet, der als Pflanzenschutzmittel genutzt wird. Die Wirkstoffmenge von dem Pyrethroid Deltamithrin in einem Scaliborhalsband für große Hunde entspricht der Menge, die ein Landwirt auf 2.000 qm Acker ausbringen würde. Pyrethroide wirken als Kontaktgift und Repellent. Der Wirkstoff soll kaum über die Haut resorbiert werden. In Seresto-Halsbändern sind wie in Advantix zusätzlich Neonicotinoide enthalten. Anwender berichten bei Kontakt mit diesem Wirkstoff von Empfindungsstörungen und Nesselsucht.

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Repellierende Wirkung

Ein Repellent hat gegenüber innerlich angewendeten Antiparasitika einen entscheidenden Vorteil. Ein repellierender Effekt macht es der Zecke auf dem Hund ungemütlich, so dass sie sich wieder fallen lässt oder abspringt. Im Idealfall kommt es so gar nicht erst zu einem Stich und einer potentiellen Erkrankungsübertragung. 

Gefahr bei der Reaktion auf ein Produkt 

Hat dein Hund eine Tablette zur innerlichen Anwendung bekommen und zeigt eine Reaktion, kann die Gabe nicht rückgängig gemacht und die Wirkung nicht gelindert werden! Nutzt du ein Halsband kannst du dies im Notfall sofort entfernen. Spot Ons können zum Teil aus dem Fell herausgewaschen werden um eine Entgiftung zu erreichen. Jedoch kommt es hier auf den Zeitpunkt der Gabe an, denn das Präparat wird über die Haut aufgenommen und gelangt so in den Organismus. 

Das Risiko steigt also je nach Verabreichung: Halsband - Spot On - Tablettengabe.


Wirkung auf die Natur

Erhält dein Hund chemische Präparate in Form von Halsbändern oder Spot Ons ist das Baden in Gewässern tabu! Äußerlich angewendete Präparate haben Auswirkungen auf die Natur. Die Stoffe sind toxisch für Wasserorganismen und Fische, außerdem auch für die Insektenvielfalt im Garten, insbesondere Neonicotinoide wie beispielsweise in Seresto, Advantix und Advocate sind stark bienentoxisch. 


Welche natürlichen Alternativen gibt es?

Kokosöl enthält Laurinsäure, die eine abstoßende Wirkung auf Zecken hat. Damit das Kokosöl seine Wirkung entfalten kann, muss es kaltgepresst (nativ) sein und einen Laurinsäuregehalt von mindestens 50 % haben. Die Wirkdauer beträgt etwa 2 h. Die Wirkung von Kokosöl ist wissenschaftlich belegt. Eine haselnussgroße Menge ist ausreichend, um diese an den von Zecken präferierten Stellen aufzutragen. Eine Gabe von Kokosöl über das Futter hat keine Auswirkung gegen Zecken. 



Schwarzkümmelöl enthält Thymoquinon, das eine abstoßende Wirkung auf Zecken hat. Zur innerlichen Anwendung eignet es sich maximal für einen Zeitraum von 4 Wochen, da es viele Terpene enthält, die von der Leber verstoffwechselt werden müssen. Alternativ können 1-3 Tropfen als natürlicher Spot On in den Nacken gegeben werden.

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Auch Ätherische Öle wirken als Repellent. Die Wirkung ist wissenschaftlich belegt. Ätherische Öle sind nicht geeignet bei Welpen, Hunden die an Epilepsie erkrankt sind, allergisch auf ätherische Öle reagieren können oder eine Lebererkrankung haben. Dosiere ätherische Öle maßvoll und verwende sie nie pur. Die Öle sind sehr geruchsintensiv und nicht für sehr empfindliche Hundenasen geeignet. Ätherische Öle sind flüchtig und haben eine kurze Wirkdauer. Ölmischungen sind länger stabil. Ätherische Öle mit zeckenabwehrender Wirkung sind:

  • Zedernholz
  • Geranie
  • Rosmarin
  • Nelke
  • Zitronengras
  • Eukalyptus
  • Lavendel
  • Neem
  • Pfefferminze


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Zistrose enthält Polyphenole, die Zecken und Mücken abwehren. Zistrose ist nicht zur dauerhaften Gabe geeignet, da ein Gewöhnungseffekt eintritt und sollte nur kurweise über 4-6 Wochen verwendet werden. Zistrose belastet bei Langzeitanwendung die Leber und kann zu Magenproblemen führen.


Bierhefe soll den natürlichen Hautgeruch des Hundes durch die enthaltenen B-Vitamine im Zusammenspiel mit Aminosäuren verändern. Bierhefe ist immer ein potenzielles Allergen und die Wirkung ist nicht wissenschaftlich belegt.


Knoblauch enthält Allicin, weitere Schwefelverbindungen und ätherische Öle. Der vom Hund ausgedünstete Geruch soll ihn unattraktiv für Zecken machen. Wissenschaftliche Belege für die Wirkung bei Hunden gibt es keine. Knoblauch darf beim gesunden Hund gern zum Einsatz kommen, um seine Vorteile für die Hundegesundheit zu nutzen. Knoblauch enthält Sulfide, eine Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, die immunmodulierend, entzündungshemmend und antioxidativ wirken sowie die Darmperistaltik und die Magensaftsekretion anregen.
Sichere Dosierung < 0,3 g Knoblauch pro kg KGW/Tag; in höheren Dosierungen ab 5 g Knoblauch pro kg KGW/Tag toxisch.


Anti-Parasiten-Leckerli enthalten oft Fettsäuren, ätherische Öle und B-Vitamine, die gegen Zecken wirken sollen. Sekundäre Pflanzenstoffe sind jedoch hitzeempfindlich, ebenso wie Fettsäuren & B-Vitamine. Zudem sind ätherische Öle & Fettsäuren nur bei äußerer Anwendung wirksam. Übrig bleibt ein Leckerli.


Ungeschliffener Bernstein & EM-Keramik haben keine wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung gegen Zecken. Bernstein soll ein elektrisches Feld aufbauen, das Parasiten vertreibt. Für EM-Pipes wird Ton mit beigesetzten effektiven Mikroorganismen gebrannt. Diese sollen eine harmonisierende Wirkung haben, das Milieu ausgleichen. Falsch machen kannst du damit jedoch nichts. In Kombination mit anderen Wirkstoffen aus der Natur werden sie von einigen Hundehaltern geschätzt.


Immunsystem und Darmgesundheit

Ist dein Hund ein "Zeckenmagnet", ist es sinnvoll das Immunsystem zu unterstützen und die Darmgesundheit zu fördern. Diese Hunde haben häufig ein geschwächtes Immunsystem. Im Darm sitzt mit 70% ein Großteil des Immunsystems, das darmassoziierte Immunsystem. 

Zecken lieben die chemische Verbindungen von Buttersäure, Ammoniak und Kohlendioxid. Hat dein Hund ein geschwächtes Immunsystem, Verdauungsstörungen, ist die Mikrobiota nicht im Gleichgewicht, ist er vielen Toxinen ausgesetzt, sind Stoffwechsel & Entgiftungsfunktion gestört, so werden diese Stoffe vermehrt ausgedünstet. 

Auch im Falle einer Infektion ist ein intaktes Immunsystem von grundlegender Bedeutung, um die Erreger in Schach zu halten.

Die Basis für ein kompetentes Immunsystem und einen intakten Darm bildet eine gesunde und artgerechte Ernährung mit frischen, vitalstoffreichen Lebensmitteln entsprechend den individuellen Bedürfnissen deines Hundes.


Regelmäßiges Absuchen

Unabhängig davon, welche Prophylaxeentscheidung du für deinen Hund triffst, es gibt keinen 100 % Zeckenschutz. Mach es zum Ritual deinen Hund mehrmals täglich nach jedem Spaziergang abzusuchen. Hat dein Hund langes Fell, nutze einen Flohkamm. Du hast mindestens 8 h Zeit die Zecke zu finden und zu entfernen bevor eine Erregerübertragung stattfinden kann.


Zecken richtig entfernen

Hat sich eine Zecke fest gebissen, entferne diese umgehend - je früher umso besser! Achte beim Entfernen einer Zecke darauf, dass du sie körpernah am Hund greifst. Nicht drehen, sondern gerade herausziehen. Denn Zecken drehen sich nicht in den Hundekörper, sondern stechen mit ihrem Beißwerkzeug in die Haut. Desinfiziere im Idealfall die Bissstelle, zum Beispiel mit kolloidalem Silber, um Entzündungen vorzubeugen. Ist der Kopf der Zecke stecken geblieben, kommt der Hundekörper in der Regel damit zurecht und der Fremdkörper wird ausgetrieben. Im Zweifel - immer den Tierarzt aufsuchen.

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Wie sehr sind wir dafür verantwortlich, dass es unseren Hunden gut geht?
... in vollem Umfang!




Die Wahl der Zeckenprophylaxe ist immer eine individuelle Entscheidung und setzt eine subjektive Bewertung voraus.

Handelt es sich um einen Welpen, eine trächtige oder laktierende Hündin? Ist dein Hund gesund? Ist das Immunsystem intakt? Liegt eine Erkrankung der Entgiftungs- oder Verdauungsorgane vor? Leidet dein Hund an Epilepsie? Ist der Hund kooperativ? Um welchen Aufenthaltsort geht es, gibt es in deiner Region oder am Urlaubsort ein erhöhtes Zeckenaufkommen? Kannst du die Zeckenlast durch die Auswahl der Spazierwege reduzieren? Gibt es in eurem Garten Zeckenecken? Welche Jahreszeit haben wir, einen trockenen Sommer oder Zecken-Hochsaison im Frühjahr & Herbst?

Ich lege dir ans Herz dich gut informiert zu entscheiden, Vor- und Nachteile abzuwägen und eine individuelle, Risiko angepasste Zeckenprophylaxe zu wählen.



Quelle:
¹ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36335680/
²
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35662065/
³
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32645829/
https://www.adrreports.eu/vet/de/search.html (14/05/2023) 

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